Die Uhr des Alterungsprozesses zurückdrehen? Ende der MDC Residency

Die Uhr des Alterungsprozesses zurückdrehen?


Die finnische Künstlerin und Designerin Emilia Tikka hat drei Monate in Laboren am Max-Delbrück-Centrum verbracht. Während dieser Zeit hat sie sich mit der laufenden CRISPR-Forschung beschäftigt und recherchiert, ob es zukünftig möglich sein könnte, durch genetische Reprogrammierung die „Verjüngung“ menschlicher Zellen herbeizuführen. Die Ergebnisse ihrer künstlerischen Residency sind Gegenstand einer Ausstellung im STATE Studio Berlin.

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STATE studio, Foto Anna Freitag

1. November 2018

https://www.state-studio.com

www.mdc-berlin.de

www.emiliatikka.com/


Während ihres Aufenthalts am Max-Delbrück-Center für Molekulare Medizin (MDC) stand Emilia Tikka in intensivem Ideenaustausch mit Wissenschaftlern. Die finnische Künstlerin und Designerin hatte Gelegenheit, das Potenzial einer neuen Version der Geneditierungs-Technologie CRISPR namens dCAS9 kennenzulernen. Dieses molekulare Werkzeug aktiviert bestimmte Gene, statt andere aus dem Genom zu entfernen.

Im Labor lernte Tikka, dass durch Aktivierung der sogenannten Yamanaka-Faktoren erwachsene Zellen in induzierte pluripotente Stammzellen verwandelt werden können. Potenziell können diese Zellen zu jedem Zelltyp innerhalb des menschlichen Körpers werden. Einige Forscher vertreten sogar die Ansicht, dass dieser Prozess auch einige Kennzeichen von Zellalterung rückgängig macht. Was wäre, wenn die Menschheit mit Hilfe neuartiger Geneditierungs-Technologien wie dCAS9 derartige Prozesse „zurückdrehen“ und aufs Genaueste abstimmen könnte? 

Inspiriert durch ihre Laborerfahrungen hat Tikka ein Kunstwerk geschaffen, das sich den philosophischen und sozialen Dimensionen der Sehnsucht nach Langlebigkeit widmet. In der endgültigen Ausführung wird es zum ersten Mal zur Eröffnung des STATE Studio am 27. Oktober in Berlin präsentiert. Eine Vorgängerversion von AEON hat Artist in Residence Emilia Tikka bereits beim „Ars Electronica Festival“ in Linz ausgestellt und damit STATE Studio bei den „Gallery Spaces“ vertreten.

AEONTrajectories of longevity and CRISPR ist ein erdachtes poetisches Szenario, das aus dem menschlichen Wunsch einer massiven Verlängerung der Lebensspanne hervorgegangen ist. Das von STATE Studio und MDC angestoßene Residency-Projekt beschäftigt sich mit menschlichen Träumen, die aktuelle Entwicklungen in den Biowissenschaften vorantreiben. Tikkas künstlerisches Konzept wurzelt in einer Befragung der Vision von Transhumanismus und ewigem Leben: „Mein spekulatives Szenario entwirft eine Welt, in der der Alterungsprozess umkehrbar ist“, erklärt sie. „Mit meinem Werk möchte ich Betrachterinnen und Betrachter einladen, sich in solch einer Welt auf eine erwartete Alltagssituation einzulassen. Die Entscheidung, ob diese Zukunftsvision wünschenswert ist, liegt bei ihnen.“

Während aktuelle Forschung in den Biowissenschaften die Grenzen des technologisch Machbaren weiter und weiter verschiebt, geht Tikka als erstes philosophische Fragen an. In was für einer Art Welt möchten wir leben? Was passiert, wenn wir dort ankommen? Was steckt im Kern des menschlichen Wunschs nach ewigem Leben? Der konzeptuelle Ansatz dieses spekulativen Szenarios besteht darin, die Öffentlichkeit zu bewegen, sich auf einen fundamentalen Antagonismus einzulassen: Den fortwährenden Kreislauf von Verfall und Wiedergeburt als rätselhaftem molekularen Prozess in allen Lebewesen einerseits und den menschlichen Antrieb, sich mit technischen Mitteln in ihn einzumischen andererseits.

 

Kuratorenteam: Dr. Christian Rauch (STATE), Stefanie Greimel (STATE), Johanna Teresa Wallenborn (STATE), Dr. Ralf Kühn (MDC), Dr. Luiza Bengtsson (MDC).

Die künstlerische Residency wurde vom EU ORION Open Science Project finanziert, Grant Agreement Nr. 741527. Das Projekt zielt auf eine gesellschaftliche Diskussion der Risiken und Möglichkeiten disruptiver Technologien ab.

 

STATE Studio Field Experiments Ausstellung und Programm:

 

Field Experiments Ausstellungseröffnung:
27. Oktober 2018, 17 Uhr

Öffnungszeiten der Ausstellung:
Dienstag – Freitag 12 – 18 Uhr

 
Keynotes & Podiumsdiskussion  „Vom Verstehen zum Basteln – die Zukunft der Genomforschung“:  1. November 2018, 17 Uhr

 
Mit Emilia Tikka (STATE und MDC Artist in Residence), Simone Spuler (Hochschulambulanz für Muskelkrankheiten, Experimental and Clinical Research Center), Jens Reich (Bioethiker, MDC), Roland Schwarz (Krebs-Genomik, MDC), Sascha Sauer (Genomik-Plattform, MDC), Luiza Bengtsson (Moderatorin, MDC).

 

Über Emilia Tikka

 Emilia Tikka ist eine aus Finnland stammende Designerin, Künstlerin und Filmemacherin, die zur Zeit in Berlin lebt. Ihre interdisziplinär ausgerichteten Arbeiten in den Bereichen Design und Forschung untersuchen philosophische Dimensionen und kulturelle Auswirkungen neuer Entwicklungen im Bereich der Biotechnologie, darunter Synthetische Biologie und die Genomeditierungs-Technologie CRISPR-cas9. Ihre Heransgehensweise umfasst die Kreation von Objekten, Konstellationen, Konzepten und Fiktionen, aber auch Texte und praktische Experimente im Labor.

Ihre Entwürfe und Kunstwerke – angefangen mit Objekten, Kleidung, Skulpturen – sind mehrfach auf internationalen Designausstellungen und in Kunstmuseen zu sehen gewesen und ausgezeichnet worden. Dazu zählen: Västerås Art Museum (Schweden), EMMA Contemporary Art Museum (Finnland), Center of Contemporary Art (Polen), MOBA13 Design Biennale (Niederlande; Kuratorin Li Edelkoort), Ausstellung und Buchvorstellung Vilaindustrie (Florenz), Vogue’s Young Talents Event (Mailand) und Helsinki Technical Museum. Ihr jüngstes Filmprojekt „Eudaimonia“ wurde für internationale Filmfestivals wie „Shorts on Tap“ (London) ausgewählt und kam ins Finale der European Cinematography Awards. Sie hat in Helsinki und Berlin studiert, wo sie an der Universität der Künste ihren MA in Industriedesign erhielt.

 

Pressekontakte

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die aufgelisteten Kontakte. Das Kuratorenteam, Wissenschaftler und die Künstlerin stehen für Interviews zur Verfügung.

 

STATE

Presse und Kommunikation
Johanna Teresa Wallenborn
jw@statefestival.org
Telefon 0157-5555 4824

 

Max-Delbrück-Center für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinsschaft (MDC)
Abteilung Kommunikation
Jana Schlütter
Jana.Schluetter@mdc-berlin.de
Telefon 030-9406 2121

 

Partner 

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) ist ein international renommiertes biomedizinisches Forschungszentrum in Berlin. Es trägt den Namen des Nobelpreisträgers Max Delbrück, einem der Begründer der modernen interdisziplinären Genetik und Molekularbiologie. Aktuell beschäftigt das MDC mehr als 1660 Menschen aus 60 Ländern, mehr als 1300 davon direkt in der Forschung.

 

ORION – Open Science I Horizon 2020

Neun führende europäische Forschungsinstitute, nationale Fördermittelgeber, Firmen und zivilgesellschaftliche Organisationen haben sich im EU Projekt ORION zusammengeschlossen – auf der Suche nach neuen Wegen, gesellschaftliche Teilhabe und Transparenz in der Forschung zu verstärken. Durch Co-Creation-Experimente, Benchmarking und Trainingsaktivitäten möchte ORION faktengestützte institutionelle, kulturelle und verhaltensbezogene Veränderungen im Hinblick auf Open Science bei Forschungs- und Forschungsförderungseinrichtungen auslösen. ORION läuft von Mai 2017 bis April 2021 und hat Fördermittel des „European Union’s Horizon 2020 Science with and for Society (SWAFS) Work Program“ erhalten.

 

STATE ist ein Festival und Studio für Open Science, Kunst and Innovation in Berlin. 2014 aus dem Paul-Drude-Institut heraus gegründet, steht STATE für einen neuen Verbindungsweg zwischen Menschen und Wissenschaft: Teilhabeorientiert, interdisziplinär und inspirierend. Indem es Forschung, Technologie und Kultur in seine Herangehensweise einbezieht, untersucht STATE aktuelle Entwicklungen in den Wissenschaften dort, wo der neueste Forschungsstand die Gesellschaft umgestaltet. Es bietet einen Begegnungsort für Wissenschaft und Gesellschaft, wo wissenschaftliche Untersuchungen auf künstlerischen Ausdruck treffen. Im Oktober 2018 eröffnet STATEs erste ständige Galerie für Kunst und Wissenschaft in Berlin. Erneut liegt der Fokus darauf, ein offenes, lebendiges Forum für die öffentliche Diskussion aktueller, gesellschaftlich relevanter wissenschaftlicher Entwicklungen und deren Einfluss auf die Gesellschaft zu schaffen. STATE Studio wird unterstützt und wurde in entwickelt in Partnerschaft mit „Wissenschaft im Dialog“, der deutschen Dachorganisation für Wissenschaftskommunikation.

 


pressChristian Rauchpress